Smombie

Wissen, was die Welt nicht braucht

Smombie: Unwort des Jahres 2015

Neulich oder später, eigentlich schon viel länger, stört mich der weitläufig um sich greifende Smartphone Hype. Es wäre übertrieben, würde ich den Mitteilungsdrang meiner Mitmenschen schlecht reden wollen. Vielmehr ist es die alltägliche Unachtsamkeit der „Smartphone Zombies“, wie diese angespannt, ja fast schon in unnatürlich gebückter Haltung über Ihrem Display hängen, und paranoid darauf achten, daß ja niemand sieht, was „Quasimodo“ dort gerade erzeugt. Haben Sie schon einmal versucht aus etwa „einem Meter Entfernung“ oder mehr, sehen zu können was „Quasi“ dort getippt wird? Datenschutz wird zumindest in Germoney hoch ausgelobt. Für das Geschreibsel bräuchte man eigentlich schon eine Lupe und aus grösserer Entfernung ein Fernglas, um Text darauf entziffern zu können. Hurra es lebe die Brillen Industrie. Denn wer wird schon seinem Augenarzt widersprechen, wenn dieser Ihnen die Diagnose stellt, dass Sie sich langsam damit anfreunden sollten eine Brille zu tragen, um die Auswüchse Ihres Smartphones noch erkennen zu können. Vergessen Sie letzteres, wenn Sie bereits eine Brille tragen oder eine der letzten H1N1 Pandemien gerade so überlebt haben.
Aber es ist eine ganz andere Geschichte die ich hier zum besten geben will.

In der Strassenbahn ist es fast schon an der Tagesordnung, wenn die angespannten „Smartphone Zombies“ die sich öffnende Strassenbahntür blockieren, weil die einfach vergessen ein- bzw auszusteigen. Ganz schlimm sind die, die Einsteigen wollen, das Display fest in Ihren Augen haben und dabei beharrlich auf ihrem Platz stehen weil die Umwelt ausgeblendet ist.
Ich möchte Ihnen ausserdem das Erlebnis vor Augen führen, gerade noch so im Fussgängergetümmel der Innenstadt einem beinahe Crash mit einem „Smartphone Zombie“ entgangen zu sein, ohne dass Sie sich schlimmere Blessuren durch einen Sturz zugezogen haben.

Erst vor kurzem habe ich einen Videoclip einer Japanischen Forschungseinrichtung gesehen, in dem sich 1500 Personen an einer der größten Kreuzungen Tokios gegen überstehen und Ihr Smartphone bedienen. Dabei stellten die Forscher fest, dass nur 36% der Personen heil über die Straße kommen und sogar noch weniger, wenn diese sich, wie in Japan üblich, mit einer Verbeugung entschuldigen.
Da in China wohl ähnlich geartete Probleme mit Smartphone Zombies in den Innenstädten zugegen sind, haben die Chinesen eine verblüffende neu Entdeckung gemacht.
Statt Rad- gibt es nun die ersten Smartphone-Wege.

Sie haben richtig gelesen, Smartphone-Wege!
Am Anfang eines jeden solchen Bürgersteigs gibt ein durchgestrichenes und ein nicht durchgestrichenes Telefonsymbol den Passanten zu verstehen, wo diese zu gehen haben.
Eine sogenannte Überholspur für die, die gehen und die andere Spur für die, die im Strassenverkehr „Smartphone Zombie“ spielen wollen. Dabei sind auf der „Phone Line“ Pfeile im richtigen Abstand zur besseren Sichtbarkeit im eingeschränkten Blickfeld angebracht worden. Liest sich wie ein „Life Hack (Life App)“, ja eine neu Umsetzung von Space Invader – nur life. Stellen Sie sich jetzt noch vor, die beginnen den Pfeilen auszuweichen oder fallen um wenn sie getroffen wurden..

Ich hoffe ja, dass diese spektakuläre Erfindung auch bald in Europas Innenstädten Anwendung finden, denn wenn erstmal Smartphone Nutzung für aktiv teilnehmende Fussgänger im Strassenverkehr verboten wurde, ist es ein sehr langer Weg dieses Verbot wieder aufzuheben. Würde sich für die Stadt durchaus rentieren, die zig tausendfach verteilten Knöllchen. Jedes 30 €. Auch wenn solch durchdachte Lösungen aus Fernost zu einer Entspannung auf den Bürgersteigen führen könnte, bleibt das Problem für ein- und aussteigende Passanten im öffentlichen Nah- und Fernverkehr noch lange Zeit wohl ungelöst.

26.09.2014

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