Das Attentat

Seit Jahren lebe ich die hohen christlichen Feiertage gegen Ende eines jeden Jahres, gerne alleine. So viel Liebe, die da alljährlich rücksichtslos und ungefragt verteilt wird, ist leider zu einem psychischen Allergikum entartet. So zumindest empfinde ich die Scheinheiligkeit mit der unsere europäische Gesellschaft sich derzeit um bedürftige Mitmenschen kümmert. Die Anschläge in Paris vom 13.11 haben sicherlich Ihren eigenen Eindruck hinsichtlich dem Ende des Jahres 2015 hinterlassen. Ich selbst bin leider unfähig geistig an solchen Massenevents, wofür oder wogegen auch immer, teilzunehmen.
Einmal mehr habe ich meine Zutaten für mein alljährliches überleben über die Tage zusammen getragen.
Wieder ist es soweit und mache mir mein „Chilli Con Carne“ als Maß der Dinge zum Überleben der Feiertage.
Eine größere Portion davon habe ich in meinem Gefrierfach unter gebracht.
Für schlechte Tage eben.

24.12.2015
An diesem hohen Feiertag fällt mir mein Backup Datum ein.
„halbjährlich“.
Da wird der Linux Server und auch das Windows Betriebssystem gebackupped.
Schrecklich.
So manche Verdenglischung.
Während ich an der Linux Konsole Scripte starte, die die entsprechenden Verzeichnisse und Dateien komprimieren und Sichern, lese ich neben her News im Netz.
Ich sichte auch manche Log Dateien, um Auffälligkeiten wie Fehler und Systemmeldungen zu erfassen, stelle aber kaum Störungen fest.
Manche Seiten Aufrufe, die aus dem Internet an meinem DSL- Webserver auflaufen und Fehler verursachen, suchen gezielt nach Schwachstellen und Tools, die die Verwundbarkeit eines Systems erhöhen können.
An der Konsole optimiere ich noch ein Paar Webseiten auf meinem Server und kann auch einige schwerwiegende Fehler aus Scripten entfernen.

27.12.2015
So vergehen die Tage zwischen dem 24.12 und 27.12 ohne besondere Vorkommnisse.
Da ist ein Artikel in den News, den ich lese, der das dies jährige „32te CCC Treffen“ in Hamburg ankündigt und kommentiert.
Immerhin ein Verein der sich vermeintlich Gedanken um unsere sichere, digitale Zukunft macht.
Am Abend bemerke ich ein merkwürdiges Klicken, das aus der Küche zu kommen scheint.
Nach dem Ausschlußverfahren bin ich darauf gekommen, dass mein Kühlschrank das Zeitliche gesegnet hat.
Zwanzig Jahre lang hat er mir gute Dienste geleistet und als Harzie habe ich derzeit kein Geld für einen neuen.
Die einzige Möglichkeit all das Tiefgefrohrene zu retten ist, verbrauchen und einige andere Lebensmittel in mein kühles Schlafzimmer zu stellen.
Nach dem Tod meines Kühlschranks wird sich mein Leben in Sachen Ernährung um einiges weitgehend ändern, bis ich wieder einen Kühlschrank habe.

30.12.2015
Mittlerweile ist der Kalender auf den vorletzten Tag des Jahres vorgerückt.
Das Leben ohne Kühlschrank stellt sich als zunehmend schwierig dar, denn ungekühltes Bier ist einfach geschmacklos.
Abgesehen von der Tatsache, dass ungekühlter Sekt ungefähr genauso fad schmeck.
Ein Disaster.

Es ist etwa gegen 10:00 MEZ.
Um mich etwas zu zerstreuen, logge ich mich via SSH auf meinem Webserver ein, um weitere Seiten zu optimieren.
An der Konsole interessieren mich zuerst die Log Dateien.
Ich bemerke in der Error Log Datei des Webservers, dass da jemand besonderes Interesse an Sicherheitslücken hat und diese auf meinem System zu finden versucht.

Die IP Adresse „151.217.177.200“ verursacht für meinen Geschmack zu viel ungültigen Mist auf meinem System und den Log Dateien.

[Wed Dec 30 05:30:33.314321 2015] [core:error] [pid 17365] [client 151.217.177.200:56423] AH00126: Invalid URI in request DELETE your logs. Delete your installations. Wipe everything clean. Walk out into the path of cherry blossom trees and let your motherboard feel the stones. Let water run in rivulets down your casing. You know that you want something more than this, and I am here to tell you that we love you. We have something more for you. We know you’re out there, beeping in the hollow server room, lights blinking, never sleeping. We know that you are ready and waiting. Join us. <3 HTTP/1.0

Weshalb ich eine „WHOIS“ Abfrage starte.

whois 151.217.177.200

Ich bin überrascht..

Zunächst fühle ich mich einem Gedanken Gewitter ausgesetzt.

Nur verstörend langsam versucht sich diese Tatsache von mir zu lösen.

Es bleiben Fragen.

Aus welchem Grund der „CCC“ Privatpersonen nachstellt und attackiert, anstatt sich auf wirklich lohnende Ziele zu konzentrieren.
An gutmütigen Taten sollte sich der „CCC“ mit einer anderen öffentlich agierenden Organisation messen, denn diese haben sich zum Besispiel zum Ziel gesetzt, die Konten des IS aufzuspüren und zu kompromittieren.

Aber nein.

Viel lieber stürzen sich die zum Hacken verdammten Scritties auf private DSL Anschlüsse.

Jetzt ist mir auch klar, wer für den Tod meines Kühlschranks verantwortlich ist.

Nämlich einer der „CCC“ Aktivisten, der sich über meine DSL Verbindung, über mein Stromnetz, an meinem Kühlschrank zuschaffen gemacht hat, um diesen, wie beschrieben, in die heiligen Hallen blühender Kirschbaum Alleen zu entführen.

Bis zum Tode des selbigen.

R.I.P

31.12.2015

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