Smart House

Pappaaaa…, ruft der Sohnemann, Pappaaa, glaubst Du, dass auch eine Maus keine Chance hat hier hereinzukommen um mich zu klauen?

Fragt ein wissbegieriger Sohnemann seinen Erzeuger, der ihm beruhigend auf dem Hinterkopf herum tätschelt.

Der Vater ist sichtlich genervt, weil das Thema schon wieder angesprochen wird.

Seit 6 Monaten der Dauerbrenner und zum Millionsten mal wiedergekäut.

Unser „Pappa“ nimmt seinen Sohnemann auf den Arm, und spricht mit ihm.

Schau, mein Bub, ich habe 7 mehrfach redundante Sprachassistenten, 26 mehrfach redundante Video Kameras mit mehrfach redundanten Nachtsicht- und Ultraschall Bewegungssensoren auf dem gesamten Grundstück installiert sowie alle 52 Steckdosen im Haus via WLAN und Strom LAN mehrfach redundant erreichbar gemacht.

Das ganze Haus kann über das Internet oder über mein Smartphone mit WLAN, Blauzahn oder IR gesteuert und gemanagt werden. Ohne mein sicheres Passwort, kommt hier niemand rein und jede eindringende Mücke, ja selbst der komische Nachbar von gegenüber löst einen Alarm aus, weil der Iris Scan oder das Luftvibrationsabdruckmuster im System unbekannt ist und von keinem Sensor zuvor aufgezeichnet wurde.

Ich kann jeden einzelnen Sensor hier auslesen auf Bild, Ton oder Bewegung und auch die Wärmebilder der Kameras abgreifen. Die Kameras können sogar IR-Licht zuschalten, wenn es absolut stockdunkel draußen ist; auch bei Abdeckung oder eiskalten Gegenständen und widrigen äußeren Witterungsumständen funktionieren die Sensoren und liefern gestochen scharfe Bilder.

Druckplatten sind auf dem Gelände ebenfalls zufällig verteilt.

Du magst doch die tollen Tierbilder von einer der Außenkameras?

Ansonsten sehe ich alles und wenn es sein muss höre ich auch den Pups einer Fliege oder den eines Regenwurms.

Der Pups von dem Fuchs letzte Woche, den die Kamera 13 ausgelöst hat, war doch lustig.

Oder?

Ja hahahaha ja hahahah

Niemand kann Dich klauen, mein kleiner Spross, ohne dass derjenige oder was auch immer, sofort im Fokus der Überwachungstechnik steht. Es wird sofort ein Notruf ausgelöst. Alles, was hier geschieht, wird auf einem Gigantischen Speicherlaufwerk gespeichert,

In der M$ Cloud.

Ich versichere Dir, dass Du also wirklich sicher bist.

Mein Sohn!

Die dunkelste Neumondnacht die in einem Jahr stattfinden kann, findet zu später Stunde statt.

Es ist Nacht draußen.

Ein noch vitales Mitglied unserer Gemeinschaft, das in Camouflage Klamotten gekleidet eine doch sehr dunkle Gestalt zu sein scheint, treibt auf verschiedenen dunklen Wegen sein Unwesen.

Des Unwesens ausforschender Blick streift ein roter Lichtstrahl aus naher Ferne.

Eine Überwachungsanlage?

JA wie GEIL,

Die ist geknackt..

Das Unwesen weiß genau, was es erwartet.

Allerlei elektronischer Schnickschnack.

Also alles Dinge wovor das Unwesen wohl kaum zurückschrecken würde und die Einladung annimmt, sein Fingerspitzengefühl mit dieser Anlage auf die Probe zu stellen.

Es zückt sein Smartphone hervor, schaut sich das Gelände mit der im Smartphone vorhandenen IR Kamera an und stellt fest, dass das ganze Grundstück um das Haus herum mit unsichtbarem IR Licht ausgeleuchtet ist. Es folgert daraus, dass noch viel mehr Sensoren aufgestellt sein müssten. Nach kurzer Überlegung, spricht es etwas in das Smartphone, hört sich die Botschaft noch mehrmals an, und erweitert und korrigiert die Botschaft um einige Details. Es zieht eine dicke Wollmütze aus einer seiner Taschen hervor und wickelt das Smartphone best möglichst darin ein.

Das so entstandene Knäuel ist sehr handlich. Es hat eine große Reichweite, wenn es geworfen wird und ist durch die dicke dunkle Wollmütze vor Zerstörung geschützt.

Das Unwesen, so gerüstet, geht noch einige Schritte vorwärts und sieht in 25 – 30 Metern Entfernung ein arglos offen stehendes Fenster. Seine Sensibilität Funkwellen, Bewegungsmelder und IR Lichtschranken aufzuspüren gebietet dem Unwesen nun Einhalt. Schließlich will es ja unbemerkt auf das Grundstück gelangen.

Ein letzter Tastendruck und mit einem gekonnten Wurf, befördert das Unwesen sein Smartphone Knäuel durch das offene Fenster in das Haus.

„AleGoSiCorBy? Gibt es hier Überwachungskameras und andere Sensoren?“

Ja

„Schalte die Überwachungskameras ab“.

OK

„Gibt es weitere Sensoren hier?“

Life Cams, Bewegungsmelder und Druckplatten.

„AleGoSiCorBy!? schalte alle diese Sensoren und Prozesse ab und bestätige.“

Sämtliche Überwachungstechnik ist jetzt abgeschaltet.

„AleGoSiCorBy?“

Ja?

„Schalte alle smarten Stromsteckdosen und weiteren Sprachassistenten im Haus aus.“

Abgeschalten.

„AleGoSiCorBy, schalte dich jetzt ab.“

OK, Du kennst ja das Codewort, um mich aus dem Exit zurückzuholen.

Ich bin dann mal aus.

Das Unwesen hat jetzt uneingeschränkt, vollen Zugriff auf das Haus.

Schnell sind die paar Habseligkeiten eingesteckt und der hauseigene Tresor ausgeräumt. Es sucht noch nach dem offenen Fenster, in welches es den eigenen Sprachassistenten von außen eingeworfen hat, um den Haus internen Sprachassistenten lahmzulegen.

Ein Stockwerk weiter oben hat sich unter einer Kommode das Knäuel festgeklemmt. Das war großes Glück, denn wäre das Knäuel wegen seiner flexiblen Ummantelung mehrmals in dem Raum herum gesprungen, hätte dieses garantiert einen Alarm ausgelöst.

Als das Unwesen mit dem Anwesen endlich fertig ist, verlässt es das Haus auf nimmer wiedersehen.

Wenige Tage später ist In den lokalen Zeitungen ein Bericht zu lesen, der von Einbruchsermittlern aus dem Hause „Das Auge des Gesetzes“ verfasst und veröffentlicht worden ist. Es können daraus folgende Informationen entnommen werden.

Der Eigentümer berichtet, dass das Haus in den letzten Monaten mehrere Male ausgeräumt worden ist. Dem Eigentümer ist es völlig unklar, wie die Einbrecher in ein Haus mit solch hoch technisierten Überwachungsmitteln eindringen konnten. Wegen der großen Hitze waren die Bewohner nur kurz unterwegs, und zum Abkühlen hätten die Besitzer das Fenster im ersten Stock geöffnet.

Von einer der Überwachungskameras ist zwar eine Gestalt abgelichtet worden, diese war jedoch nur schemenhaft zu erkennen und damit untauglich für die weiteren Ermittlungen.

Die Einbruchsermittler arbeiten unter Hochdruck an dem Fall, gehen derzeit aber noch von einem Geist ähnlichen Wesen aus, dass das Haus wiederholt heimgesucht hat.

Die Ermittlungen laufen..

10.07.2019

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